LIEB UND TEUER - neues Buch

Mel

Admina
Dabei seit
16.03.2017
Beiträge
2.541
Homebase
Immer irgendwo
LIEB UND TEUER - neues Buch

Bin ja keine Leseratte... und generell bei Büchern zu dem Thema eher vorsichtig... aber die Buchvorstellung hier liest sich interessant:

http://ecowin.at/buch/lieb-und-teuer/

Lieb und Teuer - was ich im Puff über das Leben gelernt habe

Zwei Jahre lang hat Ilan Stephani in einem Berliner Bordell als Prostituierte gearbeitet. Neugierig erforschte sie – eine junge Frau aus gutem Haus – diesen vom Rest der Gesellschaft tabuisierten Randbereich. Dabei erlebte sie Erstaunliches: Sie fand keine fremde Welt vor, sondern eine, die den meisten Menschen wohl vertrauter wäre, als sie denken.

Statt Huren und Freiern im Zwielicht erlebte sie den Puff als Spiegel der Gesellschaft und ihre Arbeit als Lebensschule: »Ich habe so viel gelernt, weiß so viel über die Welt, über Männer und Frauen und die Probleme, die wir miteinander haben – für dieses Wissen würde ich es wieder tun«, sagt sie. Und so verwebt sie in ihrem Buch individuelle Erlebnisse und Situationen aus ihrem Alltag im Bordell mit Reflexionen über den Zustand der Gesellschaft: über unsere Erziehung, unser Rollenverständnis und den Anspruch, den wir an uns, das Leben und die Liebe haben. Ihre Analyse vertritt weder die Haltung, Sexarbeit sei eine Befreiung, noch, sie sei zwangsläufig ein Sklavenmarkt. Vor allem, meint Stephani, ist Prostitution das Symptom einer verwirrten Gesellschaft. Würde das verstanden, ginge es allen besser – nicht nur im Bett

Kommt allerdings erst im Oktober 2017 auf den Markt ... bin gespannt auf evtl zukünftige Rezensionen.



 
Ich vermute schon, dass man/frau in dieser Tätigkeiti eine ganze Menge lernen kann im positiven Sinne (selbstbestimmte Tätigkeit immer vorausgesetzt). Allerdings ist mein Eindruck, dass das entstehende Bild natürlich nur einen Ausschnitt der Gesellschaft, der wie auch immer involvierten Personen und deren Befindlichkeiten abbildet. Es wäre wohl m.E. nicht zutreffend, dieses Bild 1 : 1 auf die Gesellschaft zu übertragen.

Eine realistische Wahrnehmung ist vermutlich, dass - umgekehrt - auch im "Biz" tatsächlich alle üblichen gesellschaftliche Phänomene, wie Sehnsucht nach "klassischer" monogamer Beziehung, Vorurteile, etc. ebenfalls abgebildet werden, was man zumindest teilweise eigentlich eher nicht vermuten würde (was durchaus wiederum eine Art Vorurteil sein mag!). Lediglich ein in meinen Augen verblüffendes Beispiel ist latenter oder gar offener Rassismus.Verblüffend deswegen, weil ich vermutet hätte, dass besondere Sensibilität bezüglich Ausgrenzung, Diskriminierung etc. bestünde, was eben nicht in gesteigertem Maße (gegenüber dem gesellschaftlichen Gesamtdurchschnitt) so zu sein scheint.

Ein "Symptom" dafür, dass es eben doch in gewisser Weise eine "andere Welt" ist bzw. von der Mehrheit der "Protagonistinnen" jedenfalls in der Rückschau so wahrgenommen wird, ist in meinen Augen, dass von allen "Ehemaligen", welche ich kenne (OK, viele sind es nicht, Statistik kann man damit nicht machen), nur eine Einzige auch noch länger nach Ende dieser Tätigkeit (rein) freundschaftliche Beziehungen mit ehemaligen Kolleginnen oder sogar Stammkunden hat und auch pflegt. Interessanterweise sagt diese eine zudem, dass sie in ihrem Freundeskreis (der natürlich auch "Außenstehende" umfasst, welche allerdings "Bescheid wissen") in keinster Weise stigmatisiert sei. Dessen ungeachtet sei sie froh, dass diese Zeit vorbei ist, auch wenn es keinen Anlaß zum Rückblick "im Bösen" gebe . Was auch immer dies bedeuten mag (hab ich nicht hinterfragt, warum auch, ist halt so).

Geradezu lustig skurril ist, dass schon die rein hypothetische Vorstellung, einem Mann könne eine P6-Vergangenheit einer Frau komplett wurscht sein, meist Befremden, zumindest Irritation, auslöst, gleichermaßen bei Insidern wie Außenstehenden. Obwohl es dafür ja wohl Beispiele zu geben scheint.

Jedenfalls liest sich die Vorschau zu dem Buch recht interessant, zumindest jedenfalls als ein Beispiel für vielleicht eher lebenspositive Sichtweisen "auch" in Bezug auf das Biz. Repräsentativ kann es aber natürlich auch nicht sein, dazu sind Persönlichkeiten und Schicksale viel zu unterschiedlich.
 
Ich bin jetzt mal etwas ketzerisch und stelle folgende These auf:

Jemand der aus dem Gewerbe aussteigt, ist von der Gesellschaft fast dazu gezwungen, sich im nachhinein negativ zu äußern und erlebtes zu verteufeln.

Dieses "Schuldeingeständnis" erleichtert die Wiedereingliederung als "normaler Mensch". Lieber ein "Opfer" als die ewige Hure. Eine gute Frau sollte halt keine Schlampe sein, insofern muss man sich dann klar davon distanzieren.
Deshalb ja auch während der Tätigkeit meist das führen eines Doppel-Lebens.




 
Deswegen finde ich bei der Einen, von der ich schrieb, eben bemerkenswert, dass eine solche "Abspaltung" nie stattfand, was sich durch fortwährende Freundschaften und schon geradezu unbefangene Offenheit bezüglich der "Vergangenheit" klar manifestiert. "Opferverhalten" ist ihr total fremd und wäre auch kaum authentisch vorspielbar :haha:.

Auf der anderen Seite kenne ich auch eine Andere, die sich zwar nicht "ex post" distanziert, aber dennoch hinter vorgehaltener Hand (!) ein eher wenig erfreuliches Bild (milde ausgedrückt) eigener Wahrnehmungen aus der Zeit zeichnet. Ist zwar insofern nur Hörensagen meinerseits, aber es läßt mich vermuten, dass nicht hinter jedem negativen Resume der vermutete "Mechanismus"steckt, sondern durchaus (auch) ein wenig nüchterne Realität.

Sicherlich hängt die Wahrnehmung und das Erlebte auch von der Persönlichkeit ab. Eine starke Persönlichkeit wird während der Tätigkeit unschöne Dinge recht zuverlässig vermeiden können und auch später ohne solche "Verleugnung" mit sich selbst im Reinen sein. Einfach weil sie erwartet so akzeptiert zu werden, wie sie ist, einschließlich "Vergangenheit". Und bei Ablehnung, bloß wegen solcher Vergangenheit und ohne Ansehen der Person, zumindest innerlich einfach den Stinkefinger zeigt.

Für eher schwache Persönlichkeiten wird das Biz dagegen wohl ziemlich ungeeignet sein. Was nicht bedeutet, dass da nicht auch schwache Persönlichkeiten tatsächlich tätig sind, teilweise sogar labile Persönlichkeiten (was nicht unbedingt schwach heissen muss!) mit selbstzerstörerischen Tendenzen. Und eines ist gewiss, es gibt einen gewissen Männertyp, der schwache oder labile Frauen riecht, wie der Haifisch das Blut. Und sich drauf stürzt. Ergebnis vorhersehbar, einschließlich ex post Resume der Betroffenen. Dieser Männertyp hat nichts mit dem Biz an sich zu tun, gibt es auch im "normalen" Leben. Sie haben vermutlich eine nicht unerhebliche Persönlichkeitsstörung im Bereich des Selbstwertgefühls.

Ansonsten mal ebenso ketzerisch gefragt, CA, denkst Du denn, dass eine Frau, die sich als "Opfer" darstellt, zwecks "Wiedereingliederung" (geiler Ausdruck :haha:), es privat und im Beruf einfacher hat, als eine Frau, die dazu steht und ansonsten das Kapitel einfach als abgeschlossen erklärt? Beide Alternativen natürlich unter der Prämisse, dass ein "Outing" wem auch immer gegenüber überhaupt für notwendig gehalten wird. Meine rein subjektive Spekulation, die auch jeglicher Richtigkeit entbehren kann :haha:, wäre, dass es die zweitgenannte Frau einfacher hat ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Independent Escorts

Specials, Touren & Events

Escortparty
Bonn

Agentur des Monats

Zurück
Top