WDR5 - Feature über Sexarbeit

Ich habe schon vor knapp 10 Jahren Öffentlichkeitsarbeit zum Escort auf breiter Basis unterstützt und habe dabei grösstenteils Unverständnis bis starke Ablehnung erfahren müssen (kann man nachlesen). Daher erlaube ich mir jetzt auch ein Urteil zur Sendung.
(Und wer sich ein wenig in der Szene auskennt weiss auch, wer da zu Wort kommt, jedenfalls teilweise)

Das Thema ist Sexarbeit und Familie und dann höre ich:

Sexarbeiterin die mit Summa cum Laude ihr Studium absolviert hat, also Doktorprüfung mit höchster Auszeichnung....
Eine englische Untersuchung festgestellt hat, dass Sexarbeiter in Bezug auf Bildungsniveau und Job-Zufriedenheit über dem Durchschnitt der Bevölkerung liegen....
Dass Sexarbeit mit Qualität und Empathie ausgeübt wird...
Dass Sexarbeit begehrt werden bedeutet, wie schwimmen im stürmischen Meer ist, in luxeriöser Umgebung stattfindet, mit feinem Champagner und kostbarer Garderobe....

Dann aber wird auch das Stigma der Sexarbeit beklagt, aber gleichzeitig fortwährend von Huren, Hurenausweisen und Zwangsberatung gesprochen....Dass weit mehr als 80% der Sexarbeiter Ausländerinnen sind und ganz sicher von o.a. Verhältnissen nur träumen können....kein einziges Wort.

Insgesamt in meinen Augen wenig hilfreich für ein realistisches Bild der Sexarbeit in der Gesellschaft....und das gilt auch für das gezeichnete Bild des Escorts....
 
Auch Frauen deutscher Herkunft leben vom Biz, einschließlich Escort, seltenst in Saus und Braus. Eher hangelt man sich von Monat zu Monat. Ausnahmen bestätigen natürlich, wie immer, die Regel. Und studieren (im Sinne von ernstlich einen im "bürgerlichen" Arbeitsleben brauchbaren Studiumsabschluss anzustreben) tun auch die wenigsten, die sich "Studentin" nennen. Leider. Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, immerhin. Diese sind aber nicht repräsentativ.
 
Aber das ist ja eigentlich auch egal. Da meist eine Situation eben nicht alternativlos ist, ist jeder erwachsene Mensch seines eigenen Glückes Schmied und muss selbst über den eigenen Weg entscheiden. Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel.

Natürlich ist es Quatsch die Existenz von Zwangsprostitution zu leugnen, ebenso wie es Quatsch ist alle Frauen im Biz unter irgendeinem "Zwang" zu sehen. Das ist ähnlich wie in der Flüchtlingsdebatte. Weder sind alle Flüchtling alle gute Menschen und allein wegen Gefahr für Leib und Leben nach Deutschland gekommen, noch messern alle Flüchtlinge deutsche Frauen. Es ist immer eine Einzelfallbetrachtung bei einer Person und mittels Statistik pauschale Beurteilungen machen zu wollen führt einen stets an den Abgrund der Diskriminierung. Jedem Individuum gegenüber, dass eben keine statistische Größe ist, weil man mit einem Einzelereignis schlichtweg keine Statistik machen kann.

Schaue auf den Menschen. Er kann ein brutaler Mörder sein, oder ein herzensguter Mensch (meist aber irgendwas dazwischen). Dass weiss man erst, wenn man ihn zumindest etwas kennengelernt hat. Und das hat rein gar nichts mit Herkunft, Religion, Art des Gelderwerbs oder sonstwas zu tun, oder mit Statistiken, welche diesen Merkmalen Eigenschaften oder Handlungsprofile zuordnen.

Aber mit dieser Binsenweisheit läßt sich halt keine Politik oder Stimmung machen, in welcher Richtung auch immer .... :(
 
Aber das ist ja eigentlich auch egal. Da meist eine Situation eben nicht alternativlos ist, ist jeder erwachsene Mensch seines eigenen Glückes Schmied und muss selbst über den eigenen Weg entscheiden. Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel.

Natürlich ist es Quatsch die Existenz von Zwangsprostitution zu leugnen, ebenso wie es Quatsch ist alle Frauen im Biz unter irgendeinem "Zwang" zu sehen. Das ist ähnlich wie in der Flüchtlingsdebatte. Weder sind alle Flüchtling alle gute Menschen und allein wegen Gefahr für Leib und Leben nach Deutschland gekommen, noch messern alle Flüchtlinge deutsche Frauen. Es ist immer eine Einzelfallbetrachtung bei einer Person und mittels Statistik pauschale Beurteilungen machen zu wollen führt einen stets an den Abgrund der Diskriminierung. Jedem Individuum gegenüber, dass eben keine statistische Größe ist, weil man mit einem Einzelereignis schlichtweg keine Statistik machen kann.

Schaue auf den Menschen. Er kann ein brutaler Mörder sein, oder ein herzensguter Mensch (meist aber irgendwas dazwischen). Dass weiss man erst, wenn man ihn zumindest etwas kennengelernt hat. Und das hat rein gar nichts mit Herkunft, Religion, Art des Gelderwerbs oder sonstwas zu tun, oder mit Statistiken, welche diesen Merkmalen Eigenschaften oder Handlungsprofile zuordnen.

Aber mit dieser Binsenweisheit läßt sich halt keine Politik oder Stimmung machen, in welcher Richtung auch immer .... :(

Dem Wunsch nach Differenzierung wird wohl keiner widersprechen. Trotzdem ist bei beiden Sachverhalten, die Du vergleichst, Pay6 und Migration, die Frage nach dem "Cui bono?" hilfreich.

Bei den in der Öffentlichkeit argumentierenden Vertreterinnen und Befürwortern des Pay6 habe ich in nicht unerheblichem Maße, die Tendenz festgestellt, aus vermeintlich strategischen Gründen die Problematik der Zwangsprostitution kleinzureden bzw zu negieren. Dem korrespondiert, zugegeben, auch die Tendenz bis zu sogenannten Qualitätsmedien wie der FAZ, alles unter den Generalverdacht des Zwangs zu stellen. Das nicht unerhebliche Problem der Zwangsprostitution im Rahmen der Armutswanderung in der Welt wird kaum angegangen, weil es die Politik schlicht nicht groß interessiert. Warum sollte es auch, Vergewaltigungen von Frauen, Männern und Kindern in Migrantenheimen interessiert auch nicht groß.

In der Migranten-Debatte wird der Begriff des "Einzelfalls" medial und politisch gerne missbraucht, um den Leuten zu suggerieren, dass wir überhaupt keine Probleme mit Migranten haben. Mittlerweile ist der Begriff ja schon zur Lachnummer degradiert. Wir haben die Diskussion guter und böser Migrant am ehesten in einem Einwanderungsgesetz zu diskutieren. In der aktuellen Situation geht es, was die Debatte vernebelt, nicht nur um den guten oder bösen Migranten sondern auch um die Frage legaler oder illegaler Migrant. Es gibt zu viele Leute, die hier sind, und die hier nichts verloren haben und die trotzdem nicht abgeschoben werden.

Die CSU will sich das politisch zu nutze machen und hat gemeint sie zeigt mal Deutschland und Europa die weißblauen Eier des bayrischen Löwen. Immerhin, das muss man ihr zugute halten, hat sie das Thema aufgegriffen. Bei genauem Hinsehen waren das aber keine Löwen-Klöten sondern ganz verschrumpelte kleine Eier eines Ingolstädter Stubentigers.

Gestern habe ich mir mal wieder Maybritt Illner angesehen. Eine linke CSUlerin wie Dorothea Bär wird vom Grünen-Rüpel Habeck mit Schaum vorm Mund niedergemacht. Der linke CDUler Armin Laschet will mit Merkel-Kurs weitermachen. Der linken SPDlerin Schweswig passt die CSU-Agenda eh nicht und eine linke Journalistin von der "Rheinischen Post" assistiert. Ständig wird über die AfD diskutiert, natürlich ohne den Vertreter der größten Oppositionspartei. Ex-SED-Mitglied Illner hat gut gelernt in der DDR.
 
Ich habe den Begriff der Einzelfallbetrachtung allerdings in völlig anderem Kontext verwendet und zudem ist der Begriff alles andere als identisch mit "Einzelfall".

Eine Frau mit der Profession "Escort" kann eine fiese, charakterlose, herzlose und kalt berechnende Trude sein. Ebensogut kann eine andere Frau mit gleicher Profession ein warmherziger, hilfsbereiter und lieber Mensch sein.

Ein Migrant kann von seinem Dorf finanziert hergeschickt sein, um mit allen verfügbaren , auch illegalen, Mitteln Kohle nach Hause zu scheffeln. Ein Migrant (Leute, die beispielsweise aus Österreich kommen, sind ja wohl keine Flüchtlinge aus Österreich, egal welcher Ethnie sie angehören?) kann ebenso gut ein im heimatlichen Bürgerkrieg traumatisierter Mediziner sein, der sich hier in Sicherheit und nach ergänzender Ausbildung den Ärzten ohne Grenzen anschließt.

DAS meine ich mit Einzelfallbetrachtung. Und DAS sind jedenfalls für mich die einzigen Kriterien zu entscheiden, ob ich eine Escort oder Puffdame oder einen Migranten oder einen Juden oder einen Bewohner des Andromedanebels doof finde oder deren/dessen Gesellschaft gerne suche.

P.S.: Das gilt für mich übrigens ganz analog für Menschen der Gruppe, die bezeichnet wird als "AfD Sympathisanten" :nana:. Weswegen mir das wohlfeile "alles Nazis" den Hals anschwellen läßt ...
 
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Der Begriff "Einzelfallbetrachtung" ist natürlich nicht mit dem Begriff "Einzelfall" identisch. Das war auch gar nicht mein Ansatz. Ich sage nur, dass sowohl im Pay6- als auch in der Migrations-Diskussion der Begriff "Einzelfall" und die Aufforderung zur "Einzelfallbetrachtung" für die Verfechtung der eigenen Haltung instrumentalisiert wird, und zwar oft mit dem Ziel die Probleme zu verharmlosen und zu vernebeln. Das macht die Pay6-Industrie gerne und auch die Asyl-Industrie.

Die Frage, ob ich jemandes Gesellschaft gerne suche, ist aber kein Kriterium, ob man gegen Zwangsprostitution oder illegale Migration vorgehen sollte.

Die rechtliche Beurteilung einer Situation ist völlig unabhängig, ob ich mit jemandem gerne oder nicht gerne zusammen bin.
 
Da kann ich weitgehend zustimmen.

Allerdings neige ich zunehmend dazu - ebenso wie nahezu alle Politiker - die rechtliche Lage meinem "gefühlten" Sinn für Gerechtigkeit (oder was ich dafür halte) zu opfern.

Wenn ich mir mein eigenes Deutschland basteln könnte, würde ich so manchen Menschen, der hier migrierend eingetrudelt ist, willkommen heissen, und so manchen Menschen, der zufällig hier geboren ist, ebenso wie 5 Generationen vor ihm, zum Teufel schicken. Einzelfallbeurteilung halt :tüte:
 
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Da kann ich weitgehend zustimmen.

Allerdings neige ich zunehmend dazu - ebenso wie nahezu alle Politiker - die rechtliche Lage meinem "gefühlten" Sinn für Gerechtigkeit (oder was ich dafür halte) zu opfern.

Naja, wir sind keine Politiker, da geht das ja noch. Aber der Begriff "Gerechtigkeit" in der Politik ist so abgenutzt, dass man ihn kaum mehr verwenden kann, das hat Schulz auch bitter lernen müssen.

Mir wäre in manchen Dingen eine Rückkehr zur Rechtsstaatlichkeit schon ausreichend. Warum die CSU in der Frage nicht den Schulterschluss mit Papier gesucht hat, der glaube ich auch Parteimitglied ist, verstehe ich nicht.
Der hat viele Sachverhalte, die ständig in Abrede gestellt werden, erst kürzlich juristisch klargestellt.

https://www.welt.de/politik/deutsch...n-deutscher-Grenze-fuer-zwingend-geboten.html
 
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